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Leisetreter -
Der Gehörschutz-Blog

Natursoundmixer

Ein hektischer Arbeitstag ist zu ende, die Heimfahrt endet wie so oft in der Blechlawine mit tausenden anderen Pendlern und daheim macht einem der Nachbarschaftslärm den Feierabend zur Hölle.

Stop, es ist Zeit für eine akustische Ausflugsreise und etwas Entspannung. gomix.it ist eine Seite mit einem 4-Kanal-Soundmixer. Und das war es auch schon. Was sie so besonders macht sind die Sounds, die hinterlegt sind. Dabei handelt es sich nämlich überwiegend um Naturklänge. Stellt man diese geschickt zusammen, so ergibt sich eine tolle akustische Kulisse, in der unser Hörsinn und die Gedanken auf Entdeckungsreise gehen können.

Die Wüsternrennmaus-Lärmempfindlichkeits-Erklärung

Schwerhörigkeiten werden meisten einen Fehler im Innenohr oder Mittelohr zugeordnet. Manchmal auch dem Hörnerv. Glaubt man jedoch einer Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dann sind sehr häufig auch zentrale Veränderungen beteiligt.

Die Forscher haben die Hörzellen vom Wüstenrennmäusen analysiert. Dabei haben sie auf die Störanfälligkeit der Mäuse geachtet und das Alter der Tiere berücksichtigt. Ein Ergebnis der Studie war, dass die Mäuse mit zunehmendem Alter, trotz korrekter Hörfähigkeit, immer weniger in der Lage waren, Geräusche zu filtern. Die Münchner Forscher haben als Ursache für dieses Phänomen einen Mangel der Neurotransmitter Glutamat, Glycin und Gamma-Aminobuttersäure bei den Wüstennagern zugeschrieben.

Spannend ist nun die Frage, ob sich die Ergebnisse auch auf Menschen übertragen lassen. Neurobiologe Prof. Dr. Benedikt Grothe hält das für durchaus legitim. Auch ist er der Ansicht, dass sich mit dem Phänomen die sinkende Toleranz gegenüber Lärm mit zunehmendem Alter der Menschen zum Teil erklären lässt.

Eine medikamentöse Therapie ist auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse jedoch derzeit nicht denkbar. Die dafür notwendigen Medikamente würden Epilepsiepräparaten ähneln und mit Nebenwirkungen aufwarten, die denen einer Alterslärmempfindlichkeit deutlich überlegen sind.

Außerdem darf bei dieser Betrachtung nicht vernachlässigt werden, dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit eines Hörverlustes immer wahrscheinlicher wird. Neuere Studien aus dem Jahr 2010 zeigen, dass 78% der schwerhörigen Menschen an einer Hochtonschwerhörigkeit leiden. Diese Schwerhörigkeit sorgt neben einem schlechteren Sprachverständnis in lärmvoller Umgebung dafür, dass tieffrequenter Lärm zwar gut gehört, Sprache jedoch nicht mehr richtig verstanden wird.

Die Ergebnisse der Ludwig-Maximilians-Universität zeigen unter Umständen, dass nicht nur Art und Größenordnung eines Hörverlustes, sondern auch das Alter des betroffenen Menschen und damit seine Lärmverarbeitungsfähigkeit für Sprachverständlichkeitsprobleme in lärmvoller Umgebung verantwortlich sind. Auch wenn Medikamente dagegen derzeit nicht in Sicht sind, so können moderne Hörgeräte die Probleme jedoch zu einem großen Teil korrigieren.

Das Bild der putzigen Nager stammt
von Baldur123 (via Wikimedia)

Lautstärkeschwankungen im TV

Wer kennt das nicht: Der Wechsel des Fernsehprogramms bedeutet meist auch, dass die Lautstärke nachgeregelt werden muss. Und nicht nur dass: Spätestens mit Beginn der nächsten Werbeunterbrechung muss erneut reguliert werden, denn Werbung ist im deutschen TV beinahe durchgängig lauter als das laufende Programm.

Die Werbeindustrie brüllt ihre Botschaften seit Jahrzehnten marktschreierisch den möglichen Kunden entgegen. Alle Appelle an leiser produzierte Spots waren erfolglos: Die Regeln und Grenzen der Sender orientiertes sich an der maximalen Lautstärke des Werbespots. Dies führte dazu, dass die Spotproduzenten einfach mit der Grundlautstärke des Spots immer weiter nach oben gingen und damit den allgemeinen Laustärkeeindruck immer weiter verstärkten. Ganz ähnlich übrigens wie bei aktuellen Musikproduktionen.

Eine neue europäische Richtlinie soll nun Schluss damit machen. Diese orientiert sich nicht mehr an der maximalen Lautstärke des Programms, sondern am Mehr erfahren…

Lärmschnurrer

Superlative von lauten Tieren sind in Mode. Ein besonders lauter Specht, das lauteste Hundebellen oder ein extremes Grillenzirpen. Das Schnurren einer Katze jedoch steht nicht unbedingt für ein besonders lautes Schallereignis. Da denkt man eher an warme, gemütliche Tonlagen die nur aus nächster Nähe wirklich hörbar sind.

Ganz anders verhält sich das, wenn Katze „Smokey“ mit dem Schnurren beginn. Dann donnern satte 67 Dezibel durch die Wohnung und mit der Ruhe ist es vorbei. Da Smokey große Teile des Tages mit Schnurren verbringt, endet das Schauspiel häufiger mal im Nervenkrieg.

Und das ist durchaus ernst zu nehmen: Die 67 Dezibel sind nämlich in einem Meter Abstand gemessen. Kommt man der Katze ganz nahe, so lassen sich Schnurr-Lautstärken von über 90 Dezibel registrieren. Eine Lautstärke, bei der bereits Gehörschutz angebracht wäre…

Der Sound der New Yorker U-Bahn

Eine faszinierende Idee: Alexander Chen, Mitarbeiter des Google Creative Lab in New York und in seiner Freizeit Violinespieler, hatte die Idee, die Züge der New Yorker U-Bahn Linien in einer Grafik ziehen zu lassen. Immer wenn eine Linie eine andere kreuzt entspricht das in seinem Modell dem Zupfen an der Saite einer Violine.

Zum Zeitpunkt des Start entspricht die Konfiguration dem tatsächlichen Treiben der New Yorker U-Bahn in diesem Moment. Danach läuft der Bahn-Plan mit einem Zeitraffer ab.

Auf so einen Einfall muss man erst mal kommen: Dinge, die uns alltäglich umgeben, machen Musik. Und dabei werden auch noch musikalische Feinheiten beachtet, denn die längeren Bahnlinien erzeugen die tieferen Töne.

Gitarrensaitenvisualisierung

Foto- und Filmkameras mit CMOS-Sensor leiden unter dem Effekt des „Rolling Shutter“. Besonders bekannt sind Rolling-Shutter-Aufnahmen, wenn sie z.B. Propellerblätter in völlig aberwitzigen Anordnungen zeigen. Immer wenn schnelle Bewegungen am Objektiv vorbei ziehen, treten solche Verzerrungen bei CMOS-Kameras auf.

Youtube-User justkyle hat den Rolling-Shutter-Effekt nun für etwas ganz anderes genutzt: Er warf sein IPhone in den Klangkörper seiner Gitarre und ließ es dabei ein Video aufzeichnen.

Heraus kam eine faszinierende Visualisierung schwingender Gitarrenseiten. Trockene Akustiktheorie über Wellenformen und Schwingungslehre wird hier endlich mal mit Beweisaufnahmen aus dem wahren Leben belegt.

Das Bild der Propellermaschine ist von Francis Storr.

Druckbetankung: Musikabmischungen mit immer mehr Schallenergie

Musik wird immer lauter. Gemeint ist ausnahmsweise mal nicht der Lautstärkepegel auf Konzerten, sondern die Musik aus der Konserve. „Laut“ bezieht sich in diesem Fall auch nicht auf die Lautstärke, die der Musikfan an der Stereoanlage oder am MP3-Player einstellt. Gemeint ist der mittlere Lautstärkepegel auf dem Datenträger, also der CD oder dem MP3-File.

Diese Lautstärke steigt seit Jahren und hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das durchaus bedenklich ist.

Die Musikindustrie versucht, Musik mit möglichst hoher durchschnittlicher Lautstärke abzumischen. Das hat zwei Gründe: Zum einen klingt Musik auf diese Weise „fett“ und präsent, zum anderen wird dafür gesorgt, dass leise Klanganteile auch bei starkem Umgebungslärm noch hörbar sind. Musik setzt sich auf diese Weise durch.

Erreicht wird dieser Effekt, indem die leisen Anteile der Musik aufgepumpt werden: Ihre Lautstärke wird stark erhöht und zu den lauten Musikanteilen angeglichen. Das Ergebnis ist ein viel höhere Durchschnittslautstärke und ein lauterer Musikeindruck. Sehr anschaulich zu erkennen ist das rechts im Screenshot der schweizer Unfallversicherung. Zu sehen sind zwei Versionen von „So Far Away“, einem Titel der Dire Straits. Er wurde im Original (links) 1985 veröffentlicht. Zu sehen sind viele Details, einzelne sehr laute Momente, ständig wechselnde Lautstärke. 2005 kam dann das Album remastered neu auf den Markt (rechts). Derselbe Titel ist optisch kaum noch wieder zu erkennen: Die leisen Bereiche wurden auf ein Maximum aufgepumpt und schlagen beinahe über die gesamte Tracklänge an die Maximalgrenze. Seinen Charakter hat der Titel Mehr erfahren…

Seit sechs Wochen No. 1 (in den Wal-Charts)

Was macht einen Ohrwurm aus? Er bohrt sich ins Gehör und ist kaum wieder heraus zu bekommen. Mancher Ohrwurm wird mit der Zeit sogar lästig.

Bei uns Menschen sind Ohrwürmer eigentlich ständig präsent. Die Radiostationen spielen uns geeignetes Material penetrant vor, wir übernehmen es und bekommen es nicht mehr aus dem Ohr. Wer nun jedoch glaubt, dieses Phänomen sei eine rein menschliche Marotte, der irrt.

Australische Forscher von der Universität Queensland haben nach zehnjähriger Beobachtung jüngst auch bei Walen eindeutige Gesangshitparaden nachweisen können. Im speziellen lies sich der Nachweis bei Buckelwalen führen. Während der Paarungszeit versuchen männliche Tiere mit Paarungsgesängen passende Weibchen (die übrigens nicht „singen“) zu finden. Die Hitlisten wechseln dabei von Saison zu Saison und sind auch regional unterschiedlich. Neue „Hits“ werden nach Ansicht der Forscher durch Männchen eingebracht, die von einer Gruppe zur nächsten wechseln.

Bei den Buckelwalen handelt es nicht um Gesang im menschlichen Sinne, sondern um deren Art der Kommunikation untereinander. Trotzdem ist es faszinierend zu sehen, dass sich innerhalb von Gruppen gleiche Gesangsmuster durchsetzen und saisonal abweichen – genau wie bei Menschen, die ihre Ohrwürmer mitsingen oder mitsummen.

Der Gesang der Buckelwale kann übrigens Lautstärken von bis zu 190 Dezibel erreichen und gilt als einer der lautesten Tierlaute.

So klingt ein Flammkuchen im Ofen

Das akustische Pendant zur Frage „Geht im Kühlschrank das Licht aus, wenn ich die Tür schließe?“ hat Frank Müller gefunden. Auf seinem Projekt „Klangpinnwand“ ist er der Frage nachgegangen, was eigentlich ein Flammkuchen im Ofen hören würde, wenn er Ohren hätte.

Was nicht ganz klar ist: War die Ofentür geschlossen? War es vielleicht sogar die letzte Aufnahme des Aufnahmegerätes, weil es mit dem Käse um die Wette schmolz?

Man kann die Hitze während der Aufnahme förmlich hören. Ein interessantes Experiment. Und nicht das einzige außergewöhnliche auf der Klangpinnwand, die man auch als Hommage an Alltagsklänge bezeichnen könnte.

Ob das Licht im Kühlschrank tatsächlich aus geht bleibt ungeklärt. Enträtselt ist jedoch, wie es im Kühlschrank klingt.

Das Bild vom Flammkuchen zeigt nicht das interviewte Exemplar, es ist ein klassischer Elsässer Flammkuchen von den Kochbanausen.

Was passiert im Gehirn wenn wir hören?

Mal ehrlich: Wenn ein Mensch mit dem Titel „Prof. Dr. med. Dr. phil.“ vorhat, uns zu erklären, wie das Hören funktioniert, dann flüchten viele von uns innerlich und erwarten unverständliche Zusammenhänge. Manchmal ist diese Flucht durchaus berechtigt.

Ganz anders ist das jedoch, wenn Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer auf der Bühne erscheint. Aus „Physiologie des Hörens“ wird bei ihm „Vom Wackeln zum Hören“. In seiner unvergleichlich lebhaften und bildhaften Art schafft er es, Menschen in nur 15 Minuten einen Eindruck von wichtigen Abläufen im Ohr und in der zentralen Verarbeitung zu vermitteln. Das ist bemerkenswert.

Wer schon immer einmal verstehen wollte, wie das Richtungshören beim Menschen funktioniert, der sollte das Spitzer-Video nicht verpassen.

Erschienen ist dieser Ausflug in die Welt des Hörens als Folge der Reihe „Geist und Gehirn“ im Rahmen von BR-alpha. Hier geht’s zur Seite des Videos beim Bayrischen Rundfunk.

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