Der Vergleich zwischen Straße und Wasserfall Der Vergleich zwischen Straße und Wasserfall

Wieso bewerten wir Lärm unterschiedlich?

Bzw. ab wann wird aus Geräuschen Lärm?

Lärm ist meistens ein Geräusch, also eine Mischung aus unterschiedlichen Tönen. Diese Töne werden erst dann als Lärm bezeichnet, wenn sie bewusst oder unbewusst stören.

Als einfaches Beispiel könnte man laute Musik nehmen: Beim Partyaufenthalt ist laute Musik meistens kein Problem und gleichzeitig ist sie für den schlafenden Nachbarn, der unfreiwillig die gleiche Musik hören muss, extrem störend. Denn leider lässt sich das Ohr nicht einfach abschalten, um so für nötige Ruhe zu sorgen, denn es hat die Aufgabe vor möglichen Gefahren zu warnen.

Ab wann ein Geräusch zu Lärm wird, hängt von diesen 7 Faktoren ab:

Die akustischen Eigenschaften

Im Allgemeinen sind lautere Töne störender als leise. Hohe Töne, die zwischen 2000 und 5000 Hertz liegen, empfinden die meisten Menschen zusätzlich als sehr unangenehm – das allbekannte Beispiel ist die kreischende Kreide auf der Tafel.

Besonders störend sind Geräusche bei denen wir einzelne Töne heraushören können, sowie plötzlich auftretende, also impulsartige Geräusche. Im Gegenzug können wir am Besten mit gleichbleibendem bzw. rauschendem Dauerlärm umgehen, denn dieser kann gut vom Bewusstsein zurückgedrängt werden.

Die Art des Geräusches

Wenn wir das sanfte Gezwitscher eines Vogels mit dem Knattern eines Rasenmähers vergleichen, wird uns schnell klar, welches der beiden Geräusche wir als Lärm bezeichnen würden. Vogelgezwitscher, Wasserplätschern und Blätterrascheln sind alles Naturgeräusche, die im Allgemeinen als eher positiv wahrgenommen werden. Verkehrs- und Maschinen-Lärm hingegen nicht.

Obwohl der Wasserfall in einer idyllischen Bergwelt genauso laut ist, wie der Straßenlärm an einer Hauptstraße, werden beide komplett unterschiedlich eingestuft. Das zeigt deutlich, dass wir natürliche Geräusche als angenehmer empfinden und künstlich erzeugte Töne schnell als Lärm einstufen.

Einen besonderen Stellenwert genießt nochmal die Sprache, sie wird vom Gehirn meistens als wichtig eingestuft und kann deswegen auch schwer ignoriert werden.

Geräusche in Bezug auf die Zeit

Es besteht ein großer Unterschied ob ein bestimmtes Geräusch in der Nacht oder am Tag auftritt. Nachts und vor allem beim Schlafen sind Menschen um einiges empfindlicher. Geräusche sind störender, wenn sie in Ruhezeiten, am Wochenende, an Feiertagen oder in Situationen, in denen man sich Konzentrieren muss, auftreten. So überhört man das Summen des Kühlschranks im Normalfall, während es ziemlich nervenaufreibend sein kann, sobald man sich stark konzentrieren muss.

Geräusche in Bezug auf den Ort

Viele Menschen unterscheiden, ob sie sich in einem reinen Wohngebiet oder einem Gewerbegebiet befinden – je nach Aufenthaltsort sinkt bzw. steigt die Toleranz für Geräusche.

Die individuelle Geräuschempfindlichkeit

Wie ein Mensch ein Geräusch wahrnimmt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Ausgeglichene und optimistische Menschen kommen mit Lärm sicherlich besser klar als reizbare und pessimistische Menschen. Zu dem kommt noch eine weitere Differenz: nicht jeder hört gleich gut. So kommt es, dass Menschen mit einem leichten Hörverlust sicher anderes als störend wahrnehmen, als Menschen mit gesunden Ohren. Das gleiche gilt für den aktuellen Zustand der Person: Ob sie erholt, angespannt, ruhig, erschöpft oder nervös ist, spielt eine wichtige Rolle. Gewohnte Geräusche stören übrigens weitaus seltener als ungewohnte.

Die Bedeutung des Geräusches

Wie die Bedeutung eines Geräusches über störend oder nicht störend entscheidet, lässt sich an einem Beispiel gut zeigen: Während das Wimmern des Babys bei der Mutter ein Warnsignal bzw. tiefe Fürsorge auslöst, kann es für eine fremde Person höchst nervend sein. Die bloße Existenz von Informationen kann den Unterschied machen, ob etwas als Lärm identifiziert wird oder nicht. Alarmsignale wie Rauchmelder sind hier ein gutes Beispiel, denn dabei handelt es sich um ein sehr abruptes und störendes Geräusch, dass durch die Information „Achtung, es brennt!“, jedoch niemals als Lärm bezeichnet werden würde. Genauso entscheidet der eigene Geschmack ob Musik wohltuend oder störend ist.

Die Einstellung zum Geräusch

Ob man es glaubt oder nicht, allein die Einstellung zum Geräusch(-verursachenden) entscheidet über Lärm oder nicht. Menschen, die beispielsweise kritisch gegenüber Flugverkehr stehen, fühlen sich häufig auch stärker durch Fluglärm gestört. So entscheiden Zu- und Abneigung darüber, wie wir ein Geräusch bewerten. Geräusche, die wir für sinnvoll erachten, werden eher toleriert als jene, die wir als unsinnig oder gar vermeidbar einstufen. Des Weiteren werden Geräusche, die durch ein ungewöhnliches oder abgelehntes Verhalten entstehen, schneller als Lärm bezeichnet, als wenn das Verhalten anerkannt ist.

Fazit: All diese Beispiele machen deutlich, dass Lärm kein allgemeingültiger Begriff ist. Zwar wird die Anzahlt der gestörten Personen mit zunehmender Lautstärke größer, trotzdem bleibt es doch ein individuelles Thema und ist abhängig von vielen Faktoren.