Ein Propeller eines Flugzeuges Ein Propeller eines Flugzeuges

Lärm unter dem Motorradhelm

Motorradfahren ist mehr als ein Hobby, für viele Biker ist es ein Lebensgefühl, ja sogar eine Lebenseinstellung.

Auf der Maschine zu sitzen und über die Straße zu gleiten vermittelt ein Gefühl von Freiheit. Doch es gibt auch Gefahren. Um sich davor zu schützen trägt jeder verantwortungsvolle Motorradfahrer entsprechende Schutzkleidung und natürlich einen Helm. Was dabei oft vergessen wird ist der Schutz des Gehörs.

Alles was Sie über Motorradlärm und Lärm unter dem Helm wissen sollten

Motorradhelm als Schutz vor Lärm – reicht das?

Ein Phänomen das wohl jeder Motorradfahrer kennt: Am Ziel oder Zuhause angekommen, wird der Helm abgenommen und das Dröhnen in den Ohren ist da. Bei manchen Menschen äußert sich das Geräusch auch in Form eines Klingelns oder Piepens. Ganz gleich wie das Geräusch ausfällt, es ist auf jeden Fall ein Alarmsignal des Körpers, speziell des Gehörs.

Ein Mann mit einem Motorradhelm

Spätestens in diesem Moment zeigt sich, dass ein Motorradhelm allein keinen ausreichenden Schutz vor Lärm bietet. Schon bei Tempo 100 entsteht unter dem Helm eine Geräuschkulisse von 85-100 Dezibel. Dies haben zumindest Tests des ADAC mit verschiedenen Helmen ergeben. Gezeigt hat sich, dass der Lärmpegel in einem aerodynamischen Helm niedriger ausfällt als in anderen Modellen, aber immer noch gefährlich hoch liegt. Je weniger Luftverwirbelungen es gibt, desto leiser ist es unter dem Helm: unter 80-85 Dezibel sank der Wert aber dennoch nicht.

Wodurch entsteht Lärm beim Motorradfahren?

Eine Geräuschkulisse mit einem Schallpegel von 80-100 Dezibel beim Fahren, das klingt enorm. Woher kommt dieser Lärm überhaupt? Es gibt drei zentrale Faktoren, die für den Lärm beim Motorradfahren sorgen:

  • Motoren- und Reifengeräusche des Motorrads
  • Fahrtwind
  • Umgebungsgeräusche von anderen Verkehrsteilnehmern

Welche Gefahren birgt Lärm beim Motorradfahren?

Wie bereits erwähnt, entsteht bereits bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h ein Geräuschpegel von 85-100 Dezibel unter dem Motorradhelm. Das sind enorme Werte! Zum Vergleich: 85 Dezibel entsprechen in etwa der Lautstärke eines Presslufthammers und 100 Dezibel dem eines startenden Flugzeugs.

Ein fahrendes Motorrad

In der Arbeitswelt gelten Arbeitsplätze, an denen ein Schalldruckpegel von über 85 Dezibel herrscht als Lärmbereiche. Arbeitnehmern muss dort ein Gehörschutz zur Verfügung gestellt werden. Erreicht der Lärmpegel mehr als 90 Dezibel ist das Tragen eines Gehörschutzes verpflichtend. Diese Werte werden bei Fahrten mit dem Motorrad auf der Landstraße oder auf der Autobahn sehr schnell erreicht. Die Gefahr von Hörschäden ist dementsprechend gegeben und kann nicht durch das Tragen eines Helms beseitigt werden. Nur Ohrstöpsel können einen ausreichenden Schutz bieten. Ein weiteres Argument für Gehörschutz beim Motorradfahren ist das Ergebnis einer Studie, die gezeigt hat, dass Hörschäden viel schneller entstehen können, als es die meisten Biker annehmen. Bereits nach 90 Minuten Fahrzeit mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h können bleibende Schäden des Gehörs entstehen, trotz Helms.

Es ist daher dringend anzuraten, beim Motorradfahren einen Gehörschutz zu tragen.

Spezieller Gehörschutz fürs Motorrad

Die Argumente für Gehörschutz beim Motorradfahren wurden bereits genannt, nun geht es darum den passenden Ohrstöpsel auszuwählen, denn nicht jeder Gehörschutz ist fürs Motorrad geeignet. Es gibt einige Aspekte, die beachtet werden müssen.

Ganz zentral ist dabei die Straßenverkehrsordnung. Hier wird in § 23 StVO (Fahrzeugführer und ihrer sonstigen Pflichten) unter anderem der Aspekt des Führens eines Fahrzeugs, während das Gehör beeinträchtigt ist, geregelt. Ein Fahrzeugführer muss jederzeit in der Lage sein, seine Umgebung wahrzunehmen. Dieser Aspekt dient vor allem der Sicherheit, denn jeder Verkehrsteilnehmer muss in der Lage sein, Warnsignale oder Sirenen von Einsatzfahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern zu hören, um entsprechend reagieren zu können.

Ebenfalls wichtig ist die Frage des Komforts, denn bei längeren Fahrten mit dem Motorrad werden die Ohrstöpsel natürlich für mehrere Stunden getragen. In dieser Zeit sollen sie weder Schmerzen verursachen noch auf andere Weise zu Unwohlsein führen.

Gehörschutz auf einer Starße

Es gilt also, diese Punkte zu beachten, wenn es darum geht, den passenden Gehörschutz auszusuchen. Der erste Reflex ist bei vielen Motorradfahrern, den Ohrstöpsel zu nehmen, der die höchste Dämmleistung erzielt. Eine verständliche Wahl, doch sollte hier ausprobiert werden, in welchem Maße, Umgebungsgeräusche noch wahrgenommen werden. In der Regel ist ein Gehörschutzstöpsel mit mittlerer Dämmleistung die bessere Wahl, da er mehr Sicherheit bietet, das Gehör aber dennoch ausreichend schützt. Sehr sinnvoll ist überdies ein integrierter Filter, der die Belüftung des Ohres regelt, denn unter dem Helm wird es schnell warm. Bei längeren Fahrten ist es daher sehr zu empfehlen, das Ohr ausreichend zu belüften.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Größe des Ohrstöpsels. Er sollte keinesfalls zu groß sein, denn unter dem Helm ist nicht besonders viel Platz. Der perfekte Gehörschutz fürs Motorrad hat daher eine kompakte Bauform, hat einen kurzen Schaft, der nicht aus dem Ohr herausragt und verfügt über weiche Lamellen, die sich der Form des Ohrs anpassen.

Welcher Gehörschutz fürs Motorradfahren ist erhältlich?

Grundsätzlich gibt es drei Varianten von Gehörschutz, die für Biker infrage kommen:

  • Einweg-Ohrstöpsel: Der klassische Ohropax  oder ein stark dämmernder EarXtreme sind Beispiele für Einweg-Gehörschutz. Diese Stöpsel sind meistens aus Schaumstoff, manchmal auch aus Wachs oder Silikon gefertigt. Sie sind für den einmaligen Gebrauch gedacht. Für Motorradfahrer sind sie eher eine Notlösung, mit einem Preis von 6-10€ für eine Mehrfachpackung aber relativ preiswert.
  • Mehrfach-Gehörschutz: Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen Gehörschutz, der mehrmals verwendet werden kann. Die Stöpsel können gereinigt werden und haben bei sorgfältiger Behandlung eine lange Lebensdauer. Gute Modelle verfügen außerdem über einen Filter, der ausgetauscht werden kann, sodass der Grad der Dämmung nach persönlicher Präferenz variiert werden kann. Preislich liegen gute Mehrfach-Ohrstöpsel für Motorrad-Fahrer bei knapp 20€. Eine lohnende Investition.
  • Angepasster Gehörschutz: Dabei handelt es sich sozusagen um die Harley mit Sonderausstattung unter den Gehörschutzprodukten. Diese Variante wird vom Hörgeräteakustiker individuell angepasst. Wer sehr viel mit dem Motorrad unterwegs ist, sollte diese Variante in Betracht ziehen. Allerdings ist ein angepasster Gehörschutz nicht ganz billig und sollte daher nur wohlüberlegt gekauft werden.
Ein Mann mit Gehörschutz

Vor der nächsten Ausfahrt sollte daher unbedingt ein Gehörschutz angeschafft werden, damit die Freude an Touren auf dem Motorrad noch lange erhalten bleibt.

Weitere Spannende Themen rund um Motorräder: