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Leisetreter -
Der Gehörschutz-Blog

Musik sichtbar machen

Musik ist etwas für die Ohren. Augen zu – und genießen.
Dass Musik durchaus auch etwas für die Augen sein kann, macht die 3D-Animationsschmiede „Korb“ im Musikvideo „I’ll be gone“ deutlich.

Die wichtigsten Instrumente der Musik von Mario Basanov & Vidis feat. Jazzu werden dabei von Oszillographen in Splitscreendarstellung gezeigt. Faszinierend, Musik auf diese Weise zu hören. Pardon: zu sehen.

Druckluftfanfare: Das Gehör zuverlässig zerstören

Die meisten Leute finden es lustig:

Mir treibt dieser kurze Spot das kalte Grausen ins Gesicht. Hoffen wir für die Akteure, dass es ein Fake war und dass der Möchtegern-Karatekid Ohrstöpsel trug, als er mit der Drucklufttröte beschallt wurde. Diese Druckluftfanfaren erzeugen nämlich Pegel jenseits der 110 Dezibel. Da werden gerne mal 115 dB gehandelt. Und jetzt kommt der Clou: Diese Lautstärken werden im Labor gemessen, in der Regel mit mindestens einem Meter Abstand zum Mikrofon.

Bei diesem Angriff ist also wohl davon auszugehen, dass Pegel in einer Größenordnung erreicht wurden, die zu einer sofortigen Schädigung des Gehörs geführt haben. Sofort – und endgültig. Schäden durch solche Lärmereignisse zerstören die empfindlichen Haarsinneszellen im Inneren der Hörschnecke sehr zuverlässig. Einmal ausgerissen oder abgeknickt wachsen diese Sinneszellen nicht mehr nach. Was bleibt ist ein Hörverlust, oder ein Tinnitus, oder gar beides.

Warum ich das schreibe? Weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass sich das ganze schnell zum lustigen Partygag entwickelt. Immerhin knapp eine Million Menschen haben sich auf YouTube bereits darüber amüsiert.

Die Druckluft-Fanfaren sind überall frei verkäuflich und das Opfer muss nicht mal schlafen, um damit eindrucksvoll erschreckt zu werden. Und wer weiß schon, dass ein Beinbruch im Gips nach einigen Wochen verheilt, ein Ohr mit Lärmschaden jedoch ein Leben lang schlecht hört?

Nachhall entscheidet über Wohl oder Unwohl

Wenn der Alm-Öhi ins Tal ruft und „Heidi“ nach einigen Sekunden wieder zurück schallt, dann ist Nachhall schuld. Der Schall wird von günstig stehenden Bergwänden reflektiert. Durch die Dimensionen der Bergwelt und den wenigen schallschluckenden Oberflächen ist der Hall sehr deutlich hörbar. Und einen neuen Namen bekommt er auch: Hall heißt in den Bergen Echo.

Viel weniger deutlich hörbar sind Hall oder Nachhall (was im Grunde dasselbe bezeichnet) im täglichen Leben. Macht er uns in der Bahnhofshalle das Leben schwer, indem er uns das verstehen der Durchsagen beinahe unmöglich macht, so sorgt Nachhall in den meisten Situationen für (Un-)Wohlsein, ohne dass wir ihn wahrnehmen.

Es gibt Räume, in denen wir uns nicht wohlfühlen, ohne dass wir erklären könnten warum. Obwohl Einrichtung und Dimensionen es eigentlich gut mit unseren Augen meinen, stimmt etwas nicht. Und das ist vielleicht der Nachhall im Raum. Ein Artikel der Onlineausgabe der Welt befasst sich mit dem Phänomen „Unwohlsein in Räumen mit Nachhall“.

In großen Kirchen lässt sich Nachhall eindrucksvoll erleben. Wie das funktioniert macht eine Episode von Kopfball sehr deutlich.

Lärmfaktor Kranich

Kraniche sind stolze Vögel. Meist gern gesehen. Und im Spätherbst stehen sie beinahe schon symbolisch für den Zug der Vögel gen Süden.

Ein einzelner Kranich macht ein wenig Lärm. Mehrere Kraniche schon etwas mehr. 30.000 von ihnen veranstalten jedoch ein ohrenbetäubendes Getöse.

Die Welt berichtete jüngst in ihrer Onlineausgabe über diejenigen Landstriche, die wir meinen, wenn wir davon sprechen, dass Kraniche „gen Süden fliegen„. Gemeint ist zum Beispiel Israel. Dort veranstalten die die Vögel ein Höllenkonzert und bringen die Bauern um ihre Kichererbsenernte.

Da ich nicht mit dem Schallpegelmesser vor Ort war, bleibt mir nur der Taschenrechner. Nun ist das mit den Dezibel so eine Sache. Die kann man nämlich nicht so einfach addieren. Die Regel lautet: „Immer wenn sich die Anzahl der Schallquellen verdoppelt erhöht sich der Pegel um 3 dB„. Also bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass ein Kranich 60 Dezibel auf die akustische Waage bringt. Das ist etwa so laut wie Menschen sprechen. In der Tabelle rechts sehr Ihr, wie laut es mit zunehmender Kranichpopulation werden kann: Ziemlich laut. Auch wenn die Kraniche zugegebenermaßen nicht alle an einem Ort sitzen.

Lärmende Kraniche in Israel sind ein weiteres Beispiel für die Subjektivität von Schall & Lärm: Was hier bei uns idyllische Akustikkulisse ist, bringt andere Landstriche um den Verstand.

Alles eine Frage der Dosierung…

Das Foto hat Andreas Köckeritz für pixelio.de
geschossen. Zugegeben, er war dafür
vermutlich nicht in Israel.

Der See als Lautsprecher

Rimantas Lukavicius ist 3D-Animationskünstler und gestaltet unter anderem für MTV kurze TV-Trailer. In seinen Kurzfilmen gelingt es ihm in der Regel darum, den Betrachter neugierig zu machen. Er zeigt Dinge, die realistisch aussehen, bei näherer Betrachtung jedoch unrealistisch sind. Und die dadurch überraschen.

Im Trailer „Speaker“ gelingt es ihm, etwas zu visualisieren, was im Grunde unsichtbar ist: Schallwellen. Er macht sich dabei die Wellenausbreitung auf der Oberfläche einer Flüssigkeit zunutze. Ein See wird zur Membran und damit zu einem überdimensionalen Lautsprecher. Das Ergebnis fasziniert:

[vimeo 9829973 530 298]

Husten am Telefon analysieren

Jeder hustet anders. Und wer dieses Jahr während der Grippesaison eine Hauptrolle ergattern konnte, weiß ein Lied davon zu husten. Husten belastet den Huster – und seine Umwelt.

Gerade wenn der Husten hartnäckig ist und nicht verschwinden will, stellt sich die Frage: Soll ich weiter auf die Wirksamkeit der Erkältungsmittel hoffen oder zum Arzt gehen?

Vier Forscher des „Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT“ haben sich nun Erkenntnisse aus der Stimmforschung zunutze gemacht und haben Husten analysiert. Ziel der Untersuchung: Unterscheidung zwischen schleimigem und trockenem Husten. Letzterer (der „Reizhusten“) ist der bedenklichere und sollte von einem Arzt angeschaut (pardon: angehört) werden. Den Sprachforschern gelang es, nach Testaufnahmen in den Fußgängerzonen von Hamburg und Oldenburg, die aufgenommenen Hust-Tiraden in eben diese zwei Gruppen zu unterteilen.

Spannend an der Sache: Funktioniert die Unterscheidung auch über das Telefon? Die Dynamik einer Telefonübertragung ist eingeschränkt, ebenso der Frequenzgang. Trotzdem lässt sich mit der entwickelten Software auch per Anruf analysieren, ob der Husten trocken oder schleimig ist.

80% Erfolgsquote schaffe die Analysesoftware, sagen die Fraunhofer-Forscher. Und leicht überlastet ist sie wohl auch. Obwohl die kostenfreie Rufnummer (0800 – 000 71 78) noch bis Ende März geschaltet sein soll, war sie gestern und heute beim Probehusten mehrfach besetzt. Ist da schon wieder die nächste Grippewelle im Anmarsch?

[via Welt Online]

Den leckeren Hustensaft
hat Anita Hart fotografiert.

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