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Leisetreter -
Der Gehörschutz-Blog

Gitarrensaitenvisualisierung

Foto- und Filmkameras mit CMOS-Sensor leiden unter dem Effekt des „Rolling Shutter“. Besonders bekannt sind Rolling-Shutter-Aufnahmen, wenn sie z.B. Propellerblätter in völlig aberwitzigen Anordnungen zeigen. Immer wenn schnelle Bewegungen am Objektiv vorbei ziehen, treten solche Verzerrungen bei CMOS-Kameras auf.

Youtube-User justkyle hat den Rolling-Shutter-Effekt nun für etwas ganz anderes genutzt: Er warf sein IPhone in den Klangkörper seiner Gitarre und ließ es dabei ein Video aufzeichnen.

Heraus kam eine faszinierende Visualisierung schwingender Gitarrenseiten. Trockene Akustiktheorie über Wellenformen und Schwingungslehre wird hier endlich mal mit Beweisaufnahmen aus dem wahren Leben belegt.

Das Bild der Propellermaschine ist von Francis Storr.

Druckbetankung: Musikabmischungen mit immer mehr Schallenergie

Musik wird immer lauter. Gemeint ist ausnahmsweise mal nicht der Lautstärkepegel auf Konzerten, sondern die Musik aus der Konserve. „Laut“ bezieht sich in diesem Fall auch nicht auf die Lautstärke, die der Musikfan an der Stereoanlage oder am MP3-Player einstellt. Gemeint ist der mittlere Lautstärkepegel auf dem Datenträger, also der CD oder dem MP3-File.

Diese Lautstärke steigt seit Jahren und hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das durchaus bedenklich ist.

Die Musikindustrie versucht, Musik mit möglichst hoher durchschnittlicher Lautstärke abzumischen. Das hat zwei Gründe: Zum einen klingt Musik auf diese Weise „fett“ und präsent, zum anderen wird dafür gesorgt, dass leise Klanganteile auch bei starkem Umgebungslärm noch hörbar sind. Musik setzt sich auf diese Weise durch.

Erreicht wird dieser Effekt, indem die leisen Anteile der Musik aufgepumpt werden: Ihre Lautstärke wird stark erhöht und zu den lauten Musikanteilen angeglichen. Das Ergebnis ist ein viel höhere Durchschnittslautstärke und ein lauterer Musikeindruck. Sehr anschaulich zu erkennen ist das rechts im Screenshot der schweizer Unfallversicherung. Zu sehen sind zwei Versionen von „So Far Away“, einem Titel der Dire Straits. Er wurde im Original (links) 1985 veröffentlicht. Zu sehen sind viele Details, einzelne sehr laute Momente, ständig wechselnde Lautstärke. 2005 kam dann das Album remastered neu auf den Markt (rechts). Derselbe Titel ist optisch kaum noch wieder zu erkennen: Die leisen Bereiche wurden auf ein Maximum aufgepumpt und schlagen beinahe über die gesamte Tracklänge an die Maximalgrenze. Seinen Charakter hat der Titel Mehr erfahren…

Heuschrecken hören effektiv

Forscher der Humboldt Universität Berlin und des Bernstein Zentrums haben sich das Hörsystem von Feldheuschrecken genauer angesehen. Hören hat bei Heuschrecken im wesentlichen die Aufgabe, Balzgesänge der gleichen Gattung zu erkennen.

Ein Ergebnis der Untersuchung war die Erkenntnis, dass die Verschaltung der Sinneszellen bei den Heuschrecken zu einer Vereinfachung des Signals führen. „Keep it simpel“ – ganz praktisch umgesetzt. Während die ersten Sinneszellen das Heuschreckenzirpen noch in seinem tatsächlichen Rhythmus weiterleiten, ist dieser Rhythmus zwei Nervenstationen weiter hinten bereits verschwunden: Dort kommt der Originaltakt des zirpenden Heuschrecken nicht mehr an. Stattdessen wird dort eine vereinfachte „Ja/nein“-Information weiter gegeben: „Ist/ist nicht ein balzender Artgenosse“.

Das ist hocheffizient, denn der Heuschrecke steht auf diese Weise am Ende der Weiterleitungskette die wirklich wichtige Information zur Verfügung, Balast ohne Relevanz bleibt auf der Stecke.

Wieviele Orchestermusiker tragen Gehörschutz?

Im Orchestergraben kann es ziemlich laut zugehen. Das Problem: Musik wird im allgemeinen nicht als Lärm empfunden. Und: Musiker sind darauf angewiesen, sich auf ihre akustische Wahrnehmung verlassen zu können. Ganz praktisch bedeutet dies: Der Umgang mit Gehörschutz muss erst gelernt werden. Die Einschätzung der veränderten Wahrnehmung durch einen Gehörschutz benötigt Training – oft wochenlanges oder monatelanges Training. Nur wer regelmäßig Gehörschutz einsetzt, kann sich umgewöhnen und bleibt dabei.

Hier beginnt der Teufelskreis: Der erste Test bei der Orchesterprobe mit eingesetzten Ohrstöpseln verläuft meist irritierend. Die gewohnte Umgebung klingt anders, das eigene Instrument ebenso. Das ist anstrengend und unangenehm. Meist wird der Gehörschutz schon nach wenigen Minuten Test wieder zur Seite gelegt. Orchestermusiker werden mit diesem Thema und dem richtigen Umgang damit oft allein gelassen.

Dies zeigt auch eine engagierte kleine Studie von Falkenseer Schülern, die damit immerhin eine Regionalausscheidung für „Jugend forscht“ für sich entscheiden konnten. Befragt wurden 405 Orchestermusiker. Nur 28 gaben an, Gehörschutz zu tragen. Ein niederschmetterndes Ergebnis, wenn man davon ausgeht, dass Schallpegel von 90 Dezibel auch über längere Zeiträume in Orchestern keine Seltenheit sind.

Mehr zum Thema: Gehörschutz für Musiker

Judywie hat die Orchesteraufnahme
für photocase.com geschossen.

Lärmbelastungsrechner

Eigentlich eine gute Idee: Ein Programm, mit dem sich die persönliche Lärmbelastung ermitteln lässt und auch das Risiko, eine Schwerhörigkeit zu erleiden. Ganz besonders jüngere Menschen sind heutzutage gleich mehreren Lärmquellen ausgesetzt, von denen sie einige selber vermutlich gar nicht als „Lärm“ bezeichnen würden: Arbeitsplatz, Disco, Konzerte, MP3-Player, …

Wäre es nicht toll, wenn ich mir per Software mit ein paar Klicks mein persönliches Hörverlust-Risiko anzeigen lassen könnte?

Genau das kann man nun mit Hilfe des Lärmbelastungsrechners der IFA (Institut für Arbeitsschutz).

Das Institut für Arbeitsschutz gehört zur gesetzlichen Unfallversicherung. Es ist damit quasi amtlich. Und genau das scheint auch das Problem zu sein: Beim Versuch, mit einer solchen Software die gewünschte Zielgruppe zu erreichen, wäre ein privates Unternehmen vermutlich zunächst mit den Augen der Zielgruppe an das Projekt heran gegangen. Anders das Institut für Arbeitsschutz: Hier wurde auf eine klassische, schlichte, Windowsoberfläche gesetzt und auf jegliche Aufhübschung verzichtet. Die Eingabemaske besteht aus endlosen Textwüsten und Interessenten werden mit unromantischem Fachchinesisch um Auskunft gebeten: „…so kann Ihr L EX,8h maximal 80 dB(A) betragen“. Zudem müssen in dreiseitigen PDF-Files Kennziffern studiert werden.

Schade, die Idee ist gut und so wichtig. Leider hat die IFA hier an der Zielgruppe vorbei programmieren lassen und statt eines interaktiven Tools ein „amtliches Erfassungsblatt“ veröffentlicht. Junge Menschen (insbesondere Berufsanfänger) lassen sich mit einer so trockenen Umsetzung kaum gewinnen. Vielleicht gibt es ja bald eine Version 2.0, online bedienbar und in optisch und funktionell ansprechender Form?

Symphonische Milch

Bereits vor einigen Jahren gelang in einer Studie von Psychologen der University of Leicester der Nachweis, dass Musik Einfluss auf das Wohlbefinden von Kühen hat, und auf die Menge der Milch, die sie geben. Besonders weit oben in der Liste der Kuhfavoriten: Ludwig van Beethovens „Pastorale“.

Vermutlich war es Beethovens Nummer eins in dieser Hitliste, welche die Marketingabteilung des Konzerthauses Dortmund dazu bewog, über eine ausgefallene Aktion nachzudenken. Sie verfrachtete ihre Musiker in einen örtlichen Kuhstall und ließen sie dort klassische Musik vor den 180 anwesenden Tieren aufführen.

Parallel dazu tauchten in Bioläden der Region Milchflaschen mit passenden Labeln auf: Jaroussky-Milch, Harding-Milch, Junge-Wilde-Milch – den Namen erhielten die schlichten Flaschen nach den jeweiligen Solisten. Auf der Rückseite wurde erklärt, welche Komponisten die Tiere hörten, bevor die die Milch gaben.

Eine schöne Idee, die mal aus einer ganz anderen Richtung zeigt, welchen Einfluss Schallereignisse auf die Körperfunktionen haben. Ob die Milchsorten tatsächlich unterschiedlich schmeckte, lag sicher im Gaumen des Genießers. Angeblich deckte sie jedoch bereits 11% des täglichen Musikbedarfs. ;-)

Die Menge der Milchabgabe, das soll nicht unerwähnt bleiben, lässt sich durch klassische Musik übrigens lediglich um maximal 3% steigern.

Seit sechs Wochen No. 1 (in den Wal-Charts)

Was macht einen Ohrwurm aus? Er bohrt sich ins Gehör und ist kaum wieder heraus zu bekommen. Mancher Ohrwurm wird mit der Zeit sogar lästig.

Bei uns Menschen sind Ohrwürmer eigentlich ständig präsent. Die Radiostationen spielen uns geeignetes Material penetrant vor, wir übernehmen es und bekommen es nicht mehr aus dem Ohr. Wer nun jedoch glaubt, dieses Phänomen sei eine rein menschliche Marotte, der irrt.

Australische Forscher von der Universität Queensland haben nach zehnjähriger Beobachtung jüngst auch bei Walen eindeutige Gesangshitparaden nachweisen können. Im speziellen lies sich der Nachweis bei Buckelwalen führen. Während der Paarungszeit versuchen männliche Tiere mit Paarungsgesängen passende Weibchen (die übrigens nicht „singen“) zu finden. Die Hitlisten wechseln dabei von Saison zu Saison und sind auch regional unterschiedlich. Neue „Hits“ werden nach Ansicht der Forscher durch Männchen eingebracht, die von einer Gruppe zur nächsten wechseln.

Bei den Buckelwalen handelt es nicht um Gesang im menschlichen Sinne, sondern um deren Art der Kommunikation untereinander. Trotzdem ist es faszinierend zu sehen, dass sich innerhalb von Gruppen gleiche Gesangsmuster durchsetzen und saisonal abweichen – genau wie bei Menschen, die ihre Ohrwürmer mitsingen oder mitsummen.

Der Gesang der Buckelwale kann übrigens Lautstärken von bis zu 190 Dezibel erreichen und gilt als einer der lautesten Tierlaute.

So klingt ein Flammkuchen im Ofen

Das akustische Pendant zur Frage „Geht im Kühlschrank das Licht aus, wenn ich die Tür schließe?“ hat Frank Müller gefunden. Auf seinem Projekt „Klangpinnwand“ ist er der Frage nachgegangen, was eigentlich ein Flammkuchen im Ofen hören würde, wenn er Ohren hätte.

Was nicht ganz klar ist: War die Ofentür geschlossen? War es vielleicht sogar die letzte Aufnahme des Aufnahmegerätes, weil es mit dem Käse um die Wette schmolz?

Man kann die Hitze während der Aufnahme förmlich hören. Ein interessantes Experiment. Und nicht das einzige außergewöhnliche auf der Klangpinnwand, die man auch als Hommage an Alltagsklänge bezeichnen könnte.

Ob das Licht im Kühlschrank tatsächlich aus geht bleibt ungeklärt. Enträtselt ist jedoch, wie es im Kühlschrank klingt.

Das Bild vom Flammkuchen zeigt nicht das interviewte Exemplar, es ist ein klassischer Elsässer Flammkuchen von den Kochbanausen.

Lass Dich nicht vom Lärmteufel erwischen

Junge Leute sind häufig nicht sensibilisiert für Lautstärken. Musik wird meist lauter gehört als dies gesund ist. Dabei kann man eigentlich niemandem wirklich einen Vorwurf machen, denn gerade Freizeitlärm ist tückisch.

In unserer Freizeit erwischt und Lärm auf eine ziemlich hinterlistige Art und Weise: In Form von schönen/coolen/lässigen/angesagten/hippen Klängen. Und damit öffnet sich der Eingang zu einem Teufelskreis.

Beispiel Musik: Lieblingsmusik macht uns euphorisch, glücklich, high. Wir tanzen gerne darauf ab oder hören sie immer und immer wieder. Oft stellt sich dieser Effekt erst mit einer kräftigen Lautstärke ein. Und wenn wir einige Minuten laute Musik gehört haben, dann kommt ein weiterer Kick nur, wenn die Lautstärke noch einmal zunimmt. So gesellt sich Dezibel zu Dezibel und die Pegel der Musik werden immer lauter. Dabei ist es egal, ob wir die Musik per MP3-Player, auf einem Konzert oder in der Diskothek hören.

Lärm von der Kreissäge ist unangenehm, Lärm aus dem Lautsprechern fühlt sich gut an. Beides schädigt jedoch in gleichem Maße.

Eine neue Kampagne des Teams vom SonicShop versucht nun einen kleinen Schritt auf jüngere Zielgruppen zuzugehen und das Thema Freizeitlärm und Gehörschutz in den Focus zu setzen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, dafür mit einem freakigen Kollegen namens „Lärmteufel“.

Zu Beginn der Aktion verlost sonicshop.de für alle Facebook-Fans 100 Lärmteufel-T-Shirts.

Edit: Diese Aktion ist abgelaufen. Wenn Sie keine Aktion mehr verpassen möchten, abonnieren Sie unseren Newsletter oder folgen Sie uns auf Facebook oder Instagram.

Was passiert im Gehirn wenn wir hören?

Mal ehrlich: Wenn ein Mensch mit dem Titel „Prof. Dr. med. Dr. phil.“ vorhat, uns zu erklären, wie das Hören funktioniert, dann flüchten viele von uns innerlich und erwarten unverständliche Zusammenhänge. Manchmal ist diese Flucht durchaus berechtigt.

Ganz anders ist das jedoch, wenn Prof. Dr. med. Dr. phil. Manfred Spitzer auf der Bühne erscheint. Aus „Physiologie des Hörens“ wird bei ihm „Vom Wackeln zum Hören“. In seiner unvergleichlich lebhaften und bildhaften Art schafft er es, Menschen in nur 15 Minuten einen Eindruck von wichtigen Abläufen im Ohr und in der zentralen Verarbeitung zu vermitteln. Das ist bemerkenswert.

Wer schon immer einmal verstehen wollte, wie das Richtungshören beim Menschen funktioniert, der sollte das Spitzer-Video nicht verpassen.

Erschienen ist dieser Ausflug in die Welt des Hörens als Folge der Reihe „Geist und Gehirn“ im Rahmen von BR-alpha. Hier geht’s zur Seite des Videos beim Bayrischen Rundfunk.

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